Ob wir alle unsere Daten für präziseres Werbe-Targeting verkaufen und inwiefern das als besorgniserregend einzustufen ist.
Eine Grundregel des Internets lautet: «if you're not paying for it, you're probably the product.” Eine Wahrheit, die sich auf Social Media erst richtig behauptet.
Die Internetgiganten Google und Facebook sammeln Unmengen an Daten, um Modelle von jedem User zu erstellen, welche die ideale Bewerbung der Konsument:in ermöglichen. Zeitpunkt am Tag, Abstimmung der Laune, GPS-Position, Kontext in organischen Posts, sind alles Parameter, welche gemessen und anhand des Algorithmus ständig optimiert werden.
Der Traum eines jeden Unternehmers! Aus einer werberischen Sicht sind die Errungenschaften der letzten Jahre wahrlich genial. Wir können beinahe ohne Streuverluste und vor allen Dingen mit maximaler Messbarkeit werben und eine Kampagne mit sogenanntem Testing sogar im Laufe dieser noch feinjustieren. Aus Sicht der Agenturen und Werbetreibenden ist das die schöne neue Welt.
Jedoch kam noch kein grosses technologisches Advancement ohne eine Schattenseite. Und daher wollen wir heute die Frage in den Raum werfen: Verkaufen wir als Konsument:innen uns selbst? Unsere Daten? Und ist der Drang nach Autonomie und Anonymität nicht nur Relikt aus der Vergangenheit?
Fakt ist: Google und Facebook verkaufen unsere Daten nicht. Sie erstellen Modelle, welche ihnen intime Kenntnisse über den User:in geben und es ihnen ermöglichen, die fortgeschrittene Werbe-Plattform unserer Zeit anzubieten.
Das Ganze erwuchs ursprünglich mehr aus Versehen, als durch dubiose Absichten, den Menschen ihre Daten zu rauben: Tim Kendall war 2006 mit der Aufgabe betraut, Facebook zu einem rentablen Business-Modell zu machen, 2 Jahre nach dessen Gründung. Nach Abwägen erschien ihm das Werbemodell schlicht als das pragmatischste und sinnvollste, da nur so der Dienst weiterhin komplett kostenlos für die User:innen blieb. Dies versprach Facebook zum einen immenses Wachstum in den Folgejahren und bildete die Basis für das, was wir heute Targeting nennen.
Es steht aber noch die Frage im Raum, wem wird eigentlich geschadet? Unserer Privatsphäre? Verkaufen wir uns wirklich selbst? Wenn ich die NZZ lese, werde ich auch keine Snipes-Werbung darin finden, ist das Modell nicht dasselbe?
Diese Frage ist eine moralische, psychologische und kulturelle, und sie muss jede:r für sich beantworten. Wichtig ist in meinen Augen, Transparenz darüber, was mit unseren Daten passiert.